Keramische Skulptur

Blick ins Lager in Inneringen/Schwäbische Alb  2008


Blick auf eine Auswahl früher Arbeiten von 1989 – 1993

Gedanken zu Architekturen in Ton

Nach zahlreichen unterschiedlichen Ansätzen gelangte ich zu einer sehr kontrollierten Arbeitsweise und zu einer Annäherung an architektonische Formen, die ich aus der Zeichnung heraus entwickele.
Der Weg, der mich dahin führte, begann dort, wo ich mich in den unerschöpflichen Möglichkeiten des Materials Ton zu verlieren glaubte und wo ich dann, ausgehend von der Form des Würfels, zu schlichten Formen fand,  die ich langsam weiterführte und variierte.
Dabei verwendete ich den Ton hauptsächlich unbehandelt, beließ seine Oberfläche, wie sie war und stellte mich so dem „Oberflächenkult“, den ich in der Keramik oft kritisch betrachtete, bewusst entgegen, denn warum sollte die rohe, die „eigene“ Oberfläche nicht genügen?
Ich fand einen einfachen Ziegel reizvoller und angemessener als ein mit Glasur überzogenes Objekt. Jede Form von Dekor erschien mir lästig. Die Offenheit, das Unfertige, das Potential, das in der unspektakulären Form des Bausteines steckt, sprachen mich mehr an. Mich bewegt der Blick in die Substanz, ins Innere  von Wänden und Mauern. Das erklärt meine Vorliebe für Baustellen und Ruinen, von im Verfall begriffenen Gebäuden aller Art und von Höhlen.
In meinen keramischen Arbeiten versuche ich den Reiz klar gesetzter Linien und Flächen in Ton erfahrbar zu machen – auf meine Weise. Es geht mir dabei um die Poesie von klar und einfach geformten Körpern, die in sich ruhen und sich gegenüber dem umgebenden Raum fast völlig abschließen. Sparsame und minimale Öffnungen erlauben Einblicke oder Durchblicke. Einzelne Arbeiten öffnen sich großzügiger dem Blick und offenbaren ein komplexes Inneres. Die Öffnungen, Fenster, Schlitze geben der Skulpturen eine Art Gesicht und eröffnen den Dialog mit dem Betrachter.

Auswahl von Arbeiten aus den Jahren 2004 - 2006


2008

Zur aktuellen Arbeit

Meine „Architekturen in Ton“, an denen ich seit Beginn der neunziger Jahre arbeite, handeln im Wesentlichen von umbautem Raum. Durch Zusammenfügen von Flächen ergibt sich ein geordneter Innenraum, der sich gegenüber einem offenen Außenraum abgrenzt. Die entstandenen Arbeiten sind betont statisch, verweisen auf sich als einen Ort, der Aufmerksamkeit sammelt, konzentriert und wie ein Speicher bewahrt.
Demgegenüber, nicht ohne dieselbe Planmäßigkeit, habe ich mich vor einem Jahr der Form des Bootes zugewandt.
Entlang der archetypischen Form des Bootes fand ich bald zu den „Wellengängern“.
Das sind Körper, deren Basis wellenförmig ist und die den Boden nur noch an wenigen Stellen berühren. Sie verweisen so auf das Moment der Fortbewegung im Wasser. Es gibt Bug und Heck und damit eine Ausrichtung auf ein imaginäres andere Ufer.
Anlass war einerseits die Einladung zu einer themengebundenen Ausstellung.
Beflügelt wurde diese Entwicklung jedoch vom Einzug in ein eigenes Haus, eigene unverrückbare Wände, eine Festlegung in einem begrenzten, ausgemessenen Volumen.
Das Wort „Fernweh“ meißelte ich während der Renovierungsarbeiten aus dem Putz der Wand heraus, die Wohn- und Arbeitsraum voneinander trennt.
Hinter dieser Wand, angefacht von der klaustrophobischen Angst, mich im Vertrauten und in sich wiederholenden Abläufen gefangen zu haben, baue ich seitdem Formen, die den Aspekt der Bewegung widerspiegeln.
Gut zu wissen und darauf/daran zu bauen, dass es im weiten Kosmos der Kunst immer wieder vor allem nicht nur an Grenzen entlang, sondern auch über Grenzen hinweg geht.

Sibylle Ritter 2009

2010

 
 

2011